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ultraviolet

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741

Freitag, 14. Oktober 2016, 08:26

zäh tropft der schleim
im morgengrau'n
auf mich hernieder.
ich fang ihn auf
in einem schmalztöpflein
bring ihn dem schneggle wieder.

p.s. wusstet ihr, dass es sehr teure cremes mit schneckenschleim gibt?

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acu1, Icke Ha$$ler

ultraviolet

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742

Freitag, 28. Oktober 2016, 20:12

ich ging im walde so für mich hin
und nichts zu suchen das war mein sinn.
da stand ein junger hirsch am waldessaum
vor ihm ein baum, man sah ihn kaum.
doch dann liess er erdröhnen
ein sanft melod'sches stöhnen.
und plötzlich kamen, äusserst munter,
den berg hinauf, den berg herunter
zierliche gazellen zu hauf
das hirschlein hörte nicht mehr auf...
so ging versonnen ich nach hause
und gönnt' dem hirschlein eine pause.

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743

Freitag, 28. Oktober 2016, 23:53

Grüne Wolken
Zieren
Violette Himmel
In der Bäume tanzend Schatten
Flocken
Hirsche und Gazellen
In verwunschen Gärten
Verborgen
Auf unbekannter Berge Spitzen
Ultraviowelten
Ultravioletter
Uvioversen
Bedarf Raum keiner Grenzen
Im Zeitlos geheimer Träume
Bar jeglicher Gesetze
Sind
du und ich
Wir



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ultraviolet

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744

Samstag, 29. Oktober 2016, 11:14

nasser nebel legt sich
eisengrau aufs land.
keine hand mehr seh ich
landschaft unbekannt.

doch von ferne krächzen
krähen, sieben an der zahl
trauerweiden ächzen
unter ihrem nebelmahl.

o wie gern wär ich bei dir
wüsst' ich, du wärst gern bei mir.

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745

Sonntag, 30. Oktober 2016, 21:42

Ein Liebeslied

Komm zu mir in der Nacht - wir schlafen engverschlungen.
Müde bin ich sehr, vom Wachen einsam.
Ein fremder Vogel hat in dunkler Frühe schon gesungen,
Als noch mein Traum mit sich und mir gerungen.

Es öffnen Blumen sich vor allen Quellen
Und färben sich mit deiner Augen Immortellen . . .

Komm zu mir in der Nacht auf Siebensternenschuhen
Und Liebe eingehüllt spät in mein Zelt.
Es steigen Monde aus verstaubten Himmelstruhen.

Wir wollen wie zwei seltene Tiere liebesruhen
Im hohen Rohre hinter dieser Welt.

Else Lasker-Schüler (1869-1945)



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ultraviolet

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746

Freitag, 25. November 2016, 19:29

Danach

Es wird nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.
Man sieht bloß noch in ihre Lippen
den Helden seinen Schnurrbart stippen --
da hat sie nu den Schentelmen.
Na, un denn --?

Denn jehn die Beeden brav ins Bett.
Na ja ... diss is ja auch janz nett.
A manchmal möcht man doch jern wissn:
Wat tun se, wenn se sich nich kissn?
Die könn ja doch nich immer penn ...!
Na, un denn --?

Denn säuselt im Kamin der Wind.
Denn kricht det junge Paar 'n Kind.
Denn kocht sie Milch. Die Milch looft üba.
Denn macht er Krach. Denn weent sie drüba.
Denn wolln sich Beede jänzlich trenn ...
Na, un denn --?

Denn is det Kind nich uffn Damm.
Denn bleihm die Beeden doch zesamm.
Denn quäln se sich noch manche Jahre.
Er will noch wat mit blonde Haare:
vorn dof und hinten minorenn ...
Na, un denn --?

Denn sind se alt.
Der Sohn haut ab.
Der Olle macht nu ooch bald schlapp.
Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit --
Ach, Menschenskind, wie liecht det weit!
Wie der noch scharf uff Muttern war,
det is schon beinah nich mehr wahr!

Der olle Mann denkt so zurück:
Wat hat er nu von seinen Jlück?
Die Ehe war zum jrößten Teile
vabrühte Milch un Langeweile.
Und darum wird beim happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.

(Kurt Tucholsky, Zwischen gestern und morgen)

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747

Freitag, 25. November 2016, 19:47

WENN ...

Wenn du den Kopf bewahrst, ob rings die Massen
Ihn auch verlieren und nach Opfern schrein;
Dir treu sein kannst, wenn alle dich verlassen,
Und dennoch ihren Wankelmut verzeih'n;

Kannst warten du und langes Warten tragen,
Läßt dich mit Lügnern nie auf Lügen ein;
Kannst du dem Hasser deinen Haß versagen
Und doch dem Unrecht unversöhnlich sein:

Wenn du kannst träumen, doch kein Träumer werden;
Nachdenken -- und trotzdem kein Grübler sein;
Wenn dich Triumph und Sturz nicht mehr gefährden,
Weil beide du als Schwindler kennst, als Schein;

Kannst du die Wahrheit sehn, die du gesprochen,
Verdreht als Köder für den Pöbelhauf;
Siehst du als Greis dein Lebenswerk zerbrochen
Und baust mit letzter Kraft es wieder auf:

Wenn du auf eines Loses Wurf kannst wagen
Die Summe dessen, was du je gewannst,
Es ganz verlieren, und nicht darum klagen,
Nur wortlos ganz von vorn beginnen kannst;

Wenn du, ob Herz und Sehne längst erkaltet,
Sie noch zu deinem Dienst zu zwingen weißt
Und durchhältst, auch wenn nichts mehr in dir waltet
Als nur dein Wille, der "Durchhalten" heißt:

Kannst du zum Volke ohne Plumpheit sprechen,
Und im Verkehr mit Großen bleibst du schlicht;
Läßt du dich nicht von Freund noch Feind bestechen,
Schätzt du den Menschen, überschätzt ihn nicht;

Füllst jede unerbittliche Minute
Mit sechzig sinnvollen Sekunden an:
Dein ist die Erde dann mit allem Gute,
Und was noch mehr mein Sohn: Du bist ein Mann!

(IF von Rudyard Kipling; übertragen von Lothar Sauer)

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748

Samstag, 26. November 2016, 21:01

Sesso, consolazione della miseria!

La puttana è una regina, il suo trono
è un rudere, la sua terra un pezzo
di merdoso prato, il suo scettro
una borsetta di vernice rossa:
abbaia nella notte, sporca e feroce
come un'antica madre: difende
il suo possesso e la sua vita.
I magnaccia, attorno, a frotte,
gonfi e sbattuti, coi loro baffi
brindisi o slavi, sono
capi, reggenti: combinano
nel buio, i loro affari di cento lire,
ammiccando in silenzio, scambiandosi
parole d'ordine: il mondo, escluso, tace
intorno a loro, che se ne sono esclusi,
silenziose carogne di rapaci.

Ma nei rifiuti del mondo, nasce
un nuovo mondo: nascono leggi nuove
dove non c'è più legge; nasce un nuovo
onore dove onore è il disonore...
Nascono potenze e nobiltà,
feroci, nei mucchi di tuguri,
nei luoghi sconfinati dove credi
che la città finisca, e dove invece
ricomincia, nemica, ricomincia
per migliaia di volte, con ponti
e labirinti, cantieri e sterri,
dietro mareggiate di grattacieli,
che coprono interi orizzonti.

Nella facilità dell'amore
il miserabile si sente uomo:
fonda la fiducia nella vita, fino
a disprezzare chi ha altra vita.
I figli si gettano all'avventura
sicuri d'essere in un mondo
che di loro, del loro sesso, ha paura.
La loro pietà è nell'essere spietati,
la loro forza nella leggerezza,
la loro speranza nel non avere speranza.

Pier Paolo Pasolini, La religione del mio tempo, 1961



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749

Sonntag, 27. November 2016, 09:56

jetzt muss ich mir ein buch besorgen...

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750

Freitag, 2. Dezember 2016, 19:53

Wenn mein Boo ein Buch besorgt
Der Uhu seine Brut versorgt
Fragt sich ein freier Herr
Was denn wohl geworden wär
Wäre die Geschichte nur umgekehrt :rolleyes:



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751

Samstag, 3. Dezember 2016, 10:16

rapt ein rapper vor 20 uhr
so rapt er wegen des respektbonus nur.
denn hat er dann erst mal angefangen
hält er dich bis frühs um 4e gefangen.
dir dröhnen die ohren, körper schreit nach regjuleyschn
du hängst mittendrin in ner schitsitjueyschn.

willst gehen
du kannst nich
willst bleiben
das geht nich
dein grossa bruda holt dich
erst nach seiner spätschicht.

*ein etwas gewöhnungsbedürftiger flow*

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752

Mittwoch, 7. Dezember 2016, 11:38

Grau von Staub bedeckt
sehnt sich nach Grün
Eine Blume in der Wüste grinst



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753

Mittwoch, 7. Dezember 2016, 18:23

Das Lied der Blume
Ich bin ein Wort, das die Natur gesprochen
Und dann zurückgenommen
In ihrem Herzen barg,
Um es ein zweites Mal zu äußern.
Ich bin ein Stern, der einst vom blauen Himmel
Auf einen grünen Teppich fiel.

Ich bin der Elemente Tochter:
Im Winter getragen,
Vom Frühling geboren,
Erzogen vom Sommer;
Der Herbst legt mich zur Ruh.

Ich bin ein Geschenk für Liebende
Und eine Hochzeitskrone.
Ich bin die letzte Gabe der Lebenden an die Toten.

Wenn der Morgen kommt,
Künden ich und der Wind
Vom Licht.
Und am Abend sagen die Vögel und ich ihm Lebewohl.

Ich schwebe über den Ebenen
Und verschönere sie.
Ich schicke meinen Wohlgeruch in die Lüfte.
Ich umarme den Schlummer,
Und die mannigfaltigen Augen der
Nacht blicken lange auf mich.
Ich such das Erwachen, um auf das Einzige
Auge des Tages zu schau'n.

Ich trinke von des Taues berauschendem Nass
Und höre der Amsel Lied.
Ich tanze zum Rhythmus des sich wiegenen Grases
Und blicke immer zum Himmel, das Licht zu sehen,
Nicht, um darin mein Bild zu betrachten.
Dies ist eine Weisheit, die der Mensch noch nicht kennt.


Khalil Gibran für U.



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754

Samstag, 17. Dezember 2016, 19:19

Heimliches Glück

Wir haben die lange Winternacht
Mit Freuden wohl empfangen,
Ich und ein Ritter wohlbedacht;
Sein Wille, der ist ergangen.
Wie wir es uns geträumt, hat sacht
Und lieb er′s an ein Eid gebracht
Mit mancher Freude und Liebe viel:
Er ist, wie ihn mein Herze will.

Dietmar von Aist
(* 00.00.1140, † 00.00.1171)

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755

Sonntag, 18. Dezember 2016, 13:26

Ohne die Liebe
Ist jede Musik – nur ein Geräusch
Kann das Brot den Menschen nicht ernähren,
und jeder Tanz ist nicht leicht.
Du fragst nach einer Rose* - lauf vor ihren Dornen nicht davon
Du fragst nach der Liebe - lauf vor dem Feuer nicht davon
Die Liebe ist der Morgen
-und ich der nahende Tag
Die Liebe ist der Regen
-und ich die Blume, die ihn trinken darf
Die Liebe ist die Krankheit
-und ihre Arzenei
Die Liebe ist das Wasser
-in dem mein Salz zergehen kann
Denk ich an den Geliebten,
wird die Laute in meiner Hand zum Klang.
Wird ihre Saite zum grünen Zweig,
auf dem die Liebe spielen kann.
Die Blume tanzt, wenn er sie wiegt und trägt.
Nur Gott weiß, ich nicht, warum mein Herz lacht
und singt.

Dschalāl ad-Dīn ar-Rūmī

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756

Montag, 19. Dezember 2016, 19:06

Ritter und Dame

Zu den Füßen seiner Dame
Liebestrunken sitzt der Ritter;
Sprechend blitzen seine Augen,
Schweigend ruhen seine Lippen.

Am Balkone sitzt die Dame,
Eine goldne Schärpe wirkt sie;
Auf den Ritter blickt sie lächelnd,
Und mit hellem Klange spricht sie:

»Denket Ihr auf Tod und Schlachten,
Oder sinnt Ihr Minnelieder?
Wahrlich, Eure stumme Weise
Bleibt mir unerklärlich, Ritter!

Schwört Ihr erst in tausend Briefen,
Tausend unerhörte Dinge
Hättet Ihr für meine Ohren
Und das Herz sei voll zum Springen!

Fleht Ihr erst in tausend Briefen
Um ein heimlich einsam Stündchen!
Wohl, die Stunde ist gekommen -
Redet jetzt von tausend Dingen!«

Und der Ritter bricht das Schweigen:
»Zürnt mir nicht, o Wonnemilde;
Wisset, daß geheimer Zauber
Bleiern mir die Zunge bindet.

Nur ein Wink aus Euren Augen,
Nur ein Wort von Euren Lippen,
Nur Ihr selbst, o meine Herrin,
Könnt den argen Bann bezwingen.«

Und zum andern sitzt der Ritter
Seiner Herrin an der Seite;
Von der Schulter glänzt die Schärpe
Als ein freundlich Minnezeichen.

Sieghaft schlingt er seine Arme
Um den Leib des stolzen Weibes,
Unaufhaltsam süße Worte
Schwatzt er, und die Dame schweiget.

Will zu einem halben Wörtchen
Öffnen sie der Lippen Zeile,
Schließt er ihr den Mund mit Küssen,
Und die Dame lauscht und schweiget.

»Süße Herrin, unerklärlich
Bleibt mir Eure stumme Weise!
Wollen Eure roten Lippen
Gleiches zahlen mir mit Gleichem?

Oder lernten diese Lippen
Lieblicher die Zeit vertreiben?
Gar behäglich ist das Schwatzen;
Doch ein andres ist gescheiter.«

Draußen auf den Mandelblüten
Ruht die Nacht im Mondenscheine;
Unaufhaltsam schwatzt der Ritter,
Und die Dame lauscht und schweiget.

Gab sie hin des Blickes Zauber?
Sprach sie aus die Zauberweise?
Doch nicht fürder klagt die Dame
Über ihres Ritters Schweigen.


Theodor Storm



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757

Dienstag, 20. Dezember 2016, 18:05

Männer gewinnen mit den Jahren

Ich bin ausgelaugt vom Träumen;
Ein verwitterter Marmorneptun
Unter Wassern, die schäumen.
Und den ganzen Tag sehe ich
Die Schönheit dieser Frau,
Als ob ich in einem Buch
Eine gemalte Schönheit anschau,
Froh, die Augen gefüllt zu haben
Oder die Ohren, die offen waren,
Glücklich, weise entsagt zu haben,
Denn Männer gewinnen mit den Jahren;
Und doch, und doch,
Träume ich oder ist dies wahr?
O, ich wünschte, wir hätten uns noch
Getroffen, als ich voll feuriger Jugend war!
Doch ich werde alt vom Träumen;
Ein verwitterter Marmorneptun
Unter Wassern, die schäumen.

-william butler yeats-

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Mittwoch, 21. Dezember 2016, 17:26

Carmen - Habanera

L'amour est un oiseau rebelle
que nul ne peut apprivoiser,
et c'est bien en vain qu'on l'appelle,
s'il lui convient de refuser.
Rien n'y fait, menace ou prière,
l'un parle bien, l'autre se tait:
Et c'est l'autre que je préfère,
Il n'a rien dit mais il me plaît.
L'amour! L'amour! L'amour! L'amour!


Georges Bizet



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759

Donnerstag, 22. Dezember 2016, 12:08

Wo du nicht bist und deiner Augen Schimmer,
Ists dunkel mir;
Auch bei der Kerzen strahlendem Geflimmer
Ists dunkel mir;

Selbst bei des Herdes traulich stillen Flammen,
Ists dunkel mir;
Wo Mond und Sterne leuchten hell zusammen,
Ists dunkel mir;

Der Sonne Licht vermag mich nur zu quälen, -
's ist dunkel mir;
Wo du, mein Reh, und deine Augen fehlen
Ists dunkel mir.

Bhartrihari, um 100 v. Chr.
Übersetzer: Leopold von Schröder, 1851-1920

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760

Freitag, 23. Dezember 2016, 09:02

Poeme France

La Gazelle De Mes Envies

La gazelle de mes envies
La gazelle de mes envies
Est sortie de son bel abri
Elle a parcouru les délits
Qui surgissent rapace à l’infini
¤
Au dernier bond majestueux
Elle a croisé le lion hargneux
Bien beau, mais trop dangereux
Dans un amour à l’instinct vaniteux
¤
Le cœur serré à la dure émotion
Elle fila en d’autres directions
Le bonheur vrai sans confusion
Telle serait sa belle destination
¤
Le paysage l’emmenait vers le ciel
Des doux univers de l’artificiel
C’était son nouveau référentiel
Vivre des beautés essentielles
¤
Elle entendit au loin un battant
Il produisait des sons alarmants
Ceux qui vous donnent le tremblant
Instants invariables des amants
¤
Il était là, impressionnant et fort
Il s’avançait près du contrefort
Le port plus haut que tout remords
Elle sera sa victime, il n’a point tord
¤
L’envie s’enhardit et dévala les pentes
Elle serait pour sur, une bonne amante
Elle connaissait les vastes descentes
Qui conduisent aux extases luxuriantes
¤
Le grand choc soudain s’est produit
Celui de l’envie et de la pulsion réunis
Le big-bang de l’amour, ce cycle inouï
Et explosa la myriade des bonheurs enfouis
¤
Au bout du grand chemin de la faim
L’envie ne conçut aucun vil chagrin
Demain et toujours reviendra le mutin
Pour renouveler le règne des bons malins
☼₣€

Macha577



Auf der Suche nach Poesie
Fand ich
Meine Gazelle :love:



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